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Oleg Kulik | New Paradise

06.06. – 26.07.2008

Wie nahe sich Kitsch, Witz und Pornographie sein können, zeigt Oleg Kuliks Fotoserie ‚New Paradise’: ein Paar beim Sex hingegossen wie eine von Rodins Skulpturen oder in einstudierten Pornoposen Haltung annehmend. Die ironische Brechung erfolgt durch die Spiegelung in den Glasscheiben von Dioramen, wie man sie aus Naturkundemuseen kennt. Ausgestopfte Tiere, von Menschenhand zu perfekter Natürlichkeit inszeniert, zeigen sich unbeeindruckt von dem Schauspiel, das sich ihnen bietet. So sieht nach der Beobachtung des Künstlers das neue Paradies aus: während die Menschen ihren Trieben folgen, ist das Animalische hinter Glas verbannt und domestizert. Dabei ähneln und ergänzen sich auf erstaunliche Weise die Formensprache der verschlungenen Leiber – Kulik selbst und seine Partnerin – und der künstlich-natürlichen Tierszenerien. Den Menschen als vielgerühmte Krone der Schöpfung stellt man sich anders vor.

Oleg Kulik, 1961 in Kiev in der UdSSR geboren und an der dortigen Kunstschule ausgebildet, kommentiert seine Umwelt gewohnt bissig. Anfang der 1990er Jahre als Enfant terrible der postsowjetischen Kunstszene bekannt geworden und mittlerweile zu einem der bedeutendsten russischen Künstler der Gegenwart avanciert, kritisiert er in seinen Performances, Videos und Fotografien die Auswüchse der neokapitalistischen Gesellschaft und überschreitet dabei oft bewusst die Grenzen des guten Geschmacks. Seine Arbeiten, die auf der Biennale von Venedig 2005, 2003 und 2001 und in der Tate Gallery in London zu sehen waren, sind bestimmt von der Beschreibung des Verhältnisses von Mensch und Tier. Das Animalische ist eines der Hauptthemen des in Moskau lebenden Künstlers.
In Kuliks Paradiesversion des 21. Jahrhunderts hat der Mensch die Natur buchstäblich zu Tode zivilisiert und sich zum Untertan gemacht. Dabei hat er sich aber auch selbst aus dem Paradies ausgesperrt und nur in der Spiegelung findet er noch Zugang dazu. Und selbst dann bleibt das, was ihn hinter den Glasscheiben erwartet, nur ein müder Abklatsch dessen, was er im Namen der Zivilisation geopfert hat. Seine eigene Natur, seine eigene Animalität kann der Mensch aber dennoch nicht verleugnen. Gerade hier in der künstlichen Umgebung eines Naturkundemuseums beim Ausleben seiner Körperlichkeit macht Oleg Kulik die Egalität des Menschen mit den anderen Arten deutlich. Trotz aller Distanzierungsversuche und der Erhöhung der menschlichen Sexualität zu einem allgegenwärtigen Kulturprodukt von grosser ökonomischer Bedeutung kann der Mensch nicht verneinen, dass er ein Tier unter vielen ist, dessen Leben hauptsächlich von seinem Fortpflanzungstrieb bestimmt wird.
(Kerstin Haseloff)

Oleg Kulik: „Anthropomorphism has exhausted itself. Can man forecast earthquakes like a small aquarium fish? Can he smell like a dog, be lithe like a cat? Does he know the secret harmonious social life like that of an ant or a bee? No. Besides that, an animal cannot lie, pretend, deceive and cower."